Mittwoch, 26. September 2012

Kapitel 6 - Rückblick, das Buch wird Realität

Eigentlich wollte ich das Skript von Freunden gegenlesen lassen um diverse Meinungen einzuholen. Nach dem letzten gesetzten Punkt war ich mir jedoch sicher, dass das Buch so wie es war gut war.
Gedankenlos ging ich nächste Schritte an und googelte nach passenden Verlagen. Schnell begriff ich, dass viele Kleinverlage Hauptverlage unterstehen und es im Verlagswesen keine unbegrenzten Möglichkeiten gibt. Ein Freund, Lektor von Beruf, gab mir einige nützliche Tipps mit auf den Weg.

Das Kleingedruckte auf diversen Websites verriet, dass Verlage gerne Leseproben zur Ansicht möchten. Wie hatte ich erst kurz zuvor geschrieben? Auf jede Aktion erfolgt eine Reaktion und man kann nichts tun, ohne dass nicht irgendetwas passiert?
Ich erstellte eine Inhaltsangabe aus dem ersten und zweiten Buchteil. Dazu ein nettes Foto und ein knappes höfliches Anschreiben. Fünf grössere Briefkuverts wurden in den Briefkasten gesteckt und zehn per E-Mail versendet. Da ich nun schon so weit gekommen war und mich die innere Stimme weiterhin anfeuerte, war ich recht zuversichtlich.
Ein erstes Antwortschreiben liess nicht lange auf sich warten. Ein Verleger schrieb detailliert, warum und wieso ihn das Skript begeisterte. Doch es gab leider einen Pferdefuss. Bei diesem Verlag musste man in Vorkasse gehen und selbst wenn ich gewollt und auf die Bedingungen eingegangen wäre, hätte ich mir die Kosten nicht leisten können. So sehr die Freude über dieses positive Feedback auch war, so skeptisch war ich über das vorgeschlagene Prozedere und schrieb dem netten Herrn, dass ich doch erst einmal lieber weiter nach einem guten Verlag suchen wolle. 
Eine weitere Inhaltsangabe ging per Email raus und eine knappe Antwort erfolgte promt. Darin stand, dass, wenn das weitere Material auch so gut wie die Inhaltsangabe und das Buch fertig sei, zügig der Vertrag unterschrieben werden könne und das Buch im Frühling in den Handel komme.



Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Man bedenke, wie viele Autoren sich wünschen ihr Buch auf den Markt zu bringen. Das konnte doch nur ein Scherz sein. So fragte ich zurück, ob die ganze Sache vertrauenswürdig sei und ich in Vorkasse treten müsse. Die Antwort liess erneut nicht lange auf sich warten. Der Herr, bei dem es sich um den Verleger selbst handelte, teilte schnell, kurz und sachlich mit, dass er die nötigen Informationen an die Lektorin weitergeben wolle und diese mir im Laufe desselbigen Tages einen Mustervertrag zuschicken werde. Dort könne ich alle Informationen einsehen. Der Vertrag liess nicht lange auf sich warten. Das Schreiben sah fertig ausgearbeitet aus und obenauf stand schon mein Namen mitsamt Adresse. Sicherlich musste ich auf der Hut sein, wer weiss, wer mich da auflaufen lassen wollte.

In der Email wurde mir von der Lektorin angeboten, mich bei Rückfragen gerne telefonisch bei ihr melden zu können und von diesem Angebot machte ich Gebrauch. Die sehr nette Dame erklärte, ich bräuchte mir keine Sorgen zu machen. Alles hätte seine Richtigkeit und ich könne mich freuen, denn die Konditionen seien sehr gut. Falls sie meine Bedenken nicht aus der Welt räumen könne, dürfe ich gerne einen Rechtsanwalt das Kleingedruckte einsehen lassen. Eine Rechtsanwältin, in deren Kanzlei meine Mutter arbeitet, sah den Vertrag ein und erklärte, dass sie keinen Haken erkennen könne. Auf gut Glück googelte ich den Namen des Verlegers und kam aus dem Staunen nicht heraus. Wikipedia hatte eine Menge über ihn zu erzählen.

Sollte das alles wahr sein? Entsprach das der Realität? Sollte das ein Zufall werden, der alle bisherigen Zufälle übertraf? Das war der Wahnsinn! 

Erste emotionale Ausbrüche hielt ich in Schach, da bis jetzt noch nichts schriftlich fixiert war. Bloss nicht zu früh freuen, sonst sind die Enttäuschungen hinterher umso grösser.
Den unterschriebenen Vertrag hatte ich zwar schon losgesendet, doch die Unterschrift des Verlegers stand zur Rechtsgültigkeit noch aus. Dieser war gerade verhindert, da just die Frankfurter Buchmesse stattfand. Geduld war angesagt, sehr sehr viel Geduld.
Allmählich begann ich mich damit abzufinden, dass dieser wunderschöne Traum wie eine Seifenblase zerplatzen könne. An einem Tag, an dem die Enttäuschung die Oberhand zu gewinnen drohte, rief die Lektorin an und erklärte, ich solle mir keine Sorgen machen, der Verleger sei noch immer auf der Messe und direkt anschliessend würde er auf eine Vorstellungstour für einen Film gehen.
Über diesen höflichen Hinweis war ich äusserst dankbar. Noch zwei weitere Male wurde ich auf zeitliche Verzögerungen hingewiesen, doch der gegengezeichnete Vertrag sei mir sicher. Als ich diesen circa fünf Wochen später in den Händen hielt, fehlten mir alle Worte. Es war wahr. Das Buch sollte in den Handel kommen. Halleluja. Die Anspannung ging keinesfalls an mir vorbei, sie zeigte sich in Form eines heftigen Muskelkrampfes in der rechten Wade.
Eine weitere freundliche Lektorin aus Hamburg nahm sich dem Skript an und brachte es in Form. Es war September 2010 und der Termin für die Veröffentlichung wurde auf den März im Jahr 2011 gelegt. Nachdem weitere Organisationen geklärt waren konnte ich mich in Ruhe auf einen neuen Job konzentrieren.

So fertigte ich eine Zeichnung an, wie der zukünftige Arbeitsplatz aussehen sollte. Der zukünftige Schreibtisch war mit zwei Monitoren ausgestattet, an diesem sollten gestalterische Aufgaben bewältigt werden und links daneben skribbelte ich ein kleines Fotostudio, da ich neben dem Gestalten zu gerne fotografiere. (Sie sollten den Arbeitsplatz sehen, der danach folgte und an dem ich noch heute sitze, doch das ist eine andere Geschichte)

Mit diesem Bild vor Augen schickte ich, wie die letzten Monate zuvor, die Bewerbungsmappen auf ihren Weg und bat darum, schnellstmöglich einen passenden Job zu bekommen....Fortsetzung folgt ;-)

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